Immer häufiger treffe ich auf Führungskräfte, deren Batterien leer sind. Sie fühlen sich kraftlos, ausgelaugt und wenig von ihren Teams akzeptiert. Alles wirkt anstrengend und schleppend. Meist reagieren sie nur noch, und jedes Zusammentreffen mit dem Team wird vermieden, verschoben, verkürzt oder derart durchgetaktet und über-vorbereitet, dass kein Raum für einen offenen und entspannten Austausch bleibt.
„Er hat viel zu tun, er ist total im Stress… ich will ihn nicht stören“ – das ist oft die Reaktion im Team auf eine gestresste Führungskraft. Der Kommunikationsfluss stockt noch mehr, und die Führungskraft fühlt sich unterinformiert, missverstanden und vom Team ausgeschlossen. Das Stresslevel steigt, und der Teufelskreis beginnt.
Fühlst du dich nicht direkt angesprochen, bemerkst aber ein erhöhtes Stresslevel in deinem Team? Eines der ältesten Gesetze des Universums lautet: Alles ist in Resonanz. Dein Team ist dein Spiegelbild.
Hast du in der Nähe einen Spiegel? Stell dich auf, schau hinein und sei ehrlich zu dir selbst. Was siehst du? Wenn dir ein blasses, erschöpftes Wesen mit hängenden Schultern, Mundwinkeln und Augenliedern entgegenblickt, dann weißt du, wovon ich spreche.
Führungskräfte mit dauerhaft erhöhtem Stresslevel sehnen sich oft nach einer Veränderung im Team, denn nichts ist anstrengender als Führung bei Erschöpfung. Selbstorganisation klingt dann wie die perfekte Lösung: Menschen, die selbstständig denken, handeln und die Führungskraft „in Ruhe lassen“.
Also schnell alles transformieren – und dann wird alles gut.
… Oder vielleicht doch nicht.
Denn Transformation braucht viel Energie, Geduld, Liebe, Fürsorge, Austausch und Zeit – genau jene Ressourcen, die erschöpft sind. Was tun? Die Antwort ist klar: Erst müssen die leeren Batterien wieder aufgeladen werden. Denn Führen erfordert Kraft, Klarheit und Empathie – oder mit einem Wort: Liebe.
Wenn sich eine Führungskraft in einer Situation befindet, in der das Führen des Teams zur Belastung wird und die Energie nahezu aufgebraucht ist, gibt es dennoch Wege, effektiv zu agieren und das Team mit minimalem Energieaufwand in eine positive Richtung zu lenken.
Bewusstwerdung
Reflektiere und akzeptiere: Der erste Schritt besteht darin, ehrlich mit der eigenen Situation umzugehen und zu erkennen, dass die eigene Energie begrenzt ist. Diese Erschöpfung muss ernst genommen werden. Unrealistische Erwartungen an sich selbst sind fehl am Platz. Mit Selbstfürsorge – wie Ruhephasen, regelmäßigen Pausen oder Unterstützung durch einen Coach – kannst du langfristig deine Energie wieder aufbauen.
Setze Prioritäten: Fokussiere dich auf das Wesentliche. Welche Aufgaben und Verantwortungen haben den größten Einfluss auf dein Team? Welche Tätigkeiten kannst du delegieren oder streichen? Die Konzentration auf die wichtigsten Aspekte der Teamführung hilft dir, deinen Energieverbrauch zu minimieren.
Kommunikation
Baue Vertrauen auf und delegiere: Wenn du als Führungskraft wenig Energie hast, ist es entscheidend, mehr Verantwortung an dein Team abzugeben. Das bedeutet nicht, die Kontrolle vollständig abzugeben, sondern Aufgaben zu delegieren und den Teammitgliedern die Freiheit zu geben, Entscheidungen zu treffen. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen, sondern entlastet dich und fördert gleichzeitig die Eigenständigkeit und Motivation deiner Mitarbeiter.
Vereinfache die Kommunikation: Effektive Kommunikation bedeutet nicht, viele Meetings oder lange Diskussionen zu führen. Klare und einfache Strukturen, wie regelmäßige kurze Check-ins oder Status-Updates, können oft effektiver sein. Offene und ehrliche Kommunikation über die aktuelle Situation und die Herausforderungen kann das Verständnis im Team verbessern.
Nutze die Stärken deines Teams: Eine Führungskraft muss nicht alles alleine machen. Jedes Teammitglied hat individuelle Stärken. Erkenne diese und ermutige deine Mitarbeiter, ihre Fähigkeiten einzubringen. So wird nicht nur die Arbeit besser verteilt, sondern die Teammitglieder fühlen sich auch mehr eingebunden und verantwortlich.
Veränderung
Fördere eine positive Kultur: Oft sind es die kleinen Gesten, die eine positive Arbeitskultur schaffen. Lobe Erfolge, fördere ein unterstützendes Umfeld und schaffe Gelegenheiten, bei denen sich das Team gegenseitig unterstützen kann. Ein positives Klima im Team kann die Belastung der Führungskraft deutlich verringern.
Kommuniziere die langfristige Vision: Auch wenn die Energie knapp ist, hilft es, das Team immer wieder an eine gemeinsame, sinnvolle Vision zu erinnern. Diese Vision sollte klar, inspirierend und realistisch sein. Wenn alle Teammitglieder das „Warum“ ihrer Arbeit verstehen, sind sie oft motivierter und selbstständiger, was den Energieaufwand der Führungskraft reduziert.
Suche Unterstützung: Externe Unterstützung in Form von Mentoring, Coaching oder durch die Personalabteilung kann sehr hilfreich sein. Sie hilft nicht nur, aktuelle Herausforderungen zu meistern, sondern unterstützt auch langfristig dabei, Energie und Motivation zurückzugewinnen.
Fazit
Am Ende des Tages sind wir alle Menschen, die mit Herausforderungen kämpfen, uns erschöpft fühlen und nach neuen Wegen suchen. Doch genau in diesen Momenten liegt die Chance zur Veränderung und zum Wachstum. Wenn du spürst, dass deine Energie nachlässt, nimm dir bewusst die Zeit, deine Batterien wieder aufzuladen – für dich selbst, dein Team und deine Vision. Erinnere dich daran, dass du nicht allein bist. Du hast die Fähigkeit, nicht nur deine eigene Situation zu verbessern, sondern auch dein Team in eine positive, nachhaltige Zukunft zu führen.
Sei geduldig mit dir selbst, vertraue auf deine Stärken und die deines Teams – gemeinsam könnt ihr Großes erreichen. Veränderung beginnt im Inneren, und du hast bereits den ersten Schritt getan. Bleib dran, hab Vertrauen und lass die Reise mit neuer Energie und frischem Mut weitergehen.
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